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AutorenbildRegula Sindemann

Lebenslauf, Digitalisierung und KI – was verbirgt sich hinter Parsing und Matching?


Haptische Bewerbungsmappen sind passé. Bewerber laden heute den Lebenslauf entweder direkt in ein Bewerbermanagementsystem, welches in die Karriereseite eines Unternehmens eingebettet ist oder reichen ihn digital als pdf via eMail ein. Dies sind aktuell die „normalen Wege“.


Doch wie geht es dann weiter? Wer erfasst und beurteilt den Lebenslauf – Mensch oder KI? Und was bedeutet das für die formale und inhaltliche Gestaltung des Lebenslaufes?

Hierfür gibt es verschiedenste Prozesse. Mal liegt alles in der Hand des Menschen, mal übernehmen Programmen mit mehr oder weniger Anteilen künstlicher Intelligenz die Arbeit. Parsing und Matching sind hier die Schlüsselworte.


Wie werden Daten erfasst? Stichwort Parsing

Variante A: Mitarbeiter lesen den Lebenslauf und übertragen die relevanten Daten in die firmeninterne Bewerberdatenbank.

Variante B: Eine Parsingsoftware zerlegt die im Lebenslauf enthaltenen Informationen in kleine Einheiten und ordnet sie bestimmten Rubriken in der Bewerberdatenbank zu. Unpassende Informationen werden im best case markiert und separat angezeigt und im worst case einfach nicht übertragen.


Wie werden Daten beurteilt? Stichwort Matching

Variante A: Mitarbeiter gleichen die Informationen des Originallebenslaufes mit dem Stellenprofil ab. Oder diese Auswahl erfolgt auf Basis der Daten, die sich im Bewerbermanagementsystem befinden.

Variante B: Eine Matchingsoftware vergleicht die Bewerberdaten mit dem hinterlegten Anforderungsprofil der vakanten Stelle und priorisiert die Bewerbungen nach Profilerfüllungsgrad. Die Recruiter bekommen also eine googleähnliche Liste, die sie dann von oben nach unten durchgehen können. Bei einem Bewerberüberangebot werden sie sich dann eben die top hits zuerst anschauen und ggf. zu Gesprächen einladen. Und die Kandidaten auf „Seite 2“ werden nicht gesehen.


Soviel zu den grundsätzlichen Prozessen. Leider gibt es aktuell wenige repräsentative und belastbare Informationen darüber, wie viele Unternehmen parsen und matchen. Vermutlich nutzen KMUs eher Varianten A. Konzerne und globale Player wenden i.d.R. die Möglichkeiten der Digitalisierung vermehrt an. Insb. Parsing ist hier oft vorzufinden. Beim Matching sind die Unternehmen laut Aussage eines Key Players in dieser Applikation noch recht zögerlich.

Was bedeutet das für die Gestaltung des Lebenslaufes? Vieles!


Aktuell empfehle ich Bewerbenden den Lebenslauf so zu gestalten, dass er sowohl für Menschen als auch für Maschinen gut lesbar ist. Konkret heißt das u.a.:

  • Klassische Wordformatierung ohne Spalten und Zeilen – ja, Zeilen und Spalten führen tatsächlich manche Parsingprogramme in die Irre

  • Keine grafischen Darstellungen bspw. bei Sprachfähigkeiten – Parsingprogramme können diese nicht übersetzen

  • Nutzung etablierter Rubriken wie Beruflicher Werdegang, Bildungsweg, Weiterbildung – kreativere Ansätze wie „Was habe ich bisher gemacht?“ verwirren zumindest die Programme gerne

  • Datumsangaben links und dann mit Tabstopp Stellentitel – die amerikanische Variante mit Datum rechts verwirrt oft Mensch wie auch Maschine

  • Einbau der im Stellenprofil genannten Qualifikationen und Erfahrungen als Markerworte wie bspw. Führung, Team, Ingenieur, Projekt – das müssen nicht 1 zu 1 dieselben Worte sein, gerne auch Synonyme

Wer sich etwas mehr Arbeit macht und bspw. in kreativen Bereichen tätig ist, der sollte m.E. verschiedene Lebenslauftypen haben. Einen für Menschen mit ggf. spannendem Design, Grafiken, Farben und einen „Normalen“ für die Parsingsoftware.


Generell, ist auch dieses Thema dynamisch und ständig Änderungen unterworfen. Bspw. bietet das UK-basierte Startup LoopCV Bewerbenden seit 2019 die Möglichkeit der automatisierten Bewerbung an. D.h. Sie hinterlegen einen Lebenslauf und ein Suchprofil und die Algorithmen senden Ihren Lebenslauf automatisch zu passenden Vakanzen. Spannender Ansatz – mal sehen, wie dieser in Deutschland aufgenommen wird.


Das Wichtigste zum Schluss: Wie auch immer der Lebenslauf formal aufgebaut, muss er

a) inhaltlich stimmen

b) fehlerfrei sein und

c) im Kurzprofil Kernkompetenzen deutlich machen.


Für mich gibt es keinen Lebenslauf, der für alle Stellenausschreibungen passt. Anpassung ist immer sinnvoll – inhaltlich wie auch formal.


Autorin: Regula Sindemann, M.A., arbeitet kompetent, engagiert und erfolgreich als Karriereberaterin und hat dabei auch immer einen Blick auf Markttrends und Digitalisierung.

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